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26. Januar 2023

Es gilt das gesprochene Wort!


ANSPRACHE

DES ALTERSPRÄSIDENTEN ALBERT FRICK

ANLÄSSLICH DER LANDTAGSERÖFFNUNG 2023

Durchlauchter Erbprinz
Sehr geehrte Frauen und Herren Landtagsabgeordnete
Sehr geehrte Mitglieder der Regierung 

Es mutet etwas seltsam an, die heutige Landtagseröffnung ohne vorgängige hl. Messe abzuhalten. Viele von uns würden es begrüssen, wenn die langjährige Tradition in den kommenden Jahren wieder aufgenommen würde. Den Herausforderungen der Landtagsarbeit mit Fleiss und Überzeugung, aber auch mit Gottvertrauen zu begegnen, ist sicher ein guter Ratgeber.

Vorab ist es mir ein Anliegen, Ihnen, Durchlauchter Erbprinz, für Ihre Thronrede zu danken. Der Austausch der beiden Souveräne ist für das gute Gelingen der Staatsführung von grosser Bedeutung. Ich bin überzeugt, dass Ihre Worte bei Landtag und Regierung auf grosses Interesse stossen und als Leitlinien für die politische Arbeit wahrgenommen werden.

Was unsere Aufgabenbereiche gegenwärtig auch stark prägt, ist das Unvorhergesehene. Wer hätte denn bei der Landtagseröffnung vor einem Jahr gedacht, dass in weniger als einem Monat unsere Welt eine andere sein wird. Der russische Überfall auf den Nachbarstaat Ukraine hat Fakten geschaffen, die uns zwangen, die politischen Prioritäten anders zu setzen.

Ganz in den Vordergrund gerückt ist die Frage der Energieversorgung. Innovative, zukunftsträchtige Lösungen sind gefragt, um der drohenden Energiemangellage zu begegnen. Dabei müssen wir ohne Denkverbote alle Möglichkeiten überprüfen, um der Energieautarkie einen grossen Schritt näherzukommen. Vollkommen energieautark zu werden wird kaum erreichbar sein, aber wir können unsere Auslandabhängigkeit deutlich verringern. Dass in zunehmendem Masse auf Elektrizität als Energiespender gesetzt wird, bedeutet gerade für die Liechtensteinischen Kraftwerke in ihrem Jubiläumsjahr eine grosse Herausforderung.

Andere Folgen des Krieges auf europäischem Boden sind die Inflation, die damit verbundene Lohnspirale und bestehende Lieferengpässe. Das sind in einem Land mit exportorientierter Wirtschaft keine guten Voraussetzungen und es ist verständlich, dass Rezessionsängste aufkommen. Auch wenn in unserem schuldenfreien Staatswesen das Umfeld weit besser ist als in vielen anderen Staaten, müssen wir uns den neuen Gegebenheiten mit Wachsamkeit und gemeinsamen Anstrengungen stellen.

 

Meine Damen und Herren,

Wir befinden uns mitten in der Legislaturperiode. Das ist der beste Zeitpunkt für erfolgreiches politisches Schaffen. Gedanken an anstehende Wahlen sind noch weit entfernt und können daher keinen Einfluss auf unsere Arbeit haben. Diese Ausgangslage wollen wir nutzen, um uns den vielen Aufgaben mit Elan und Verantwortungsbewusstsein anzunehmen. Letztlich werden wir alle daran gemessen, was wir gemeinsam erreicht haben.

Die Gemeindewahlen werden uns wieder aufzeigen, dass eines der wichtigsten Volksrechte, das Wahlrecht, in Liechtenstein nach wie vor von einer grossen Mehrheit gewissenhaft wahrgenommen wird. An dieser Stelle ist es mir ein Anliegen, den politischen Parteien für ihre aufwendige Arbeit zur Rekrutierung von Kandidatinnen und Kandidaten zu danken. Unsere Demokratie lebt von Menschen, die bereit sind, eine Aufgabe im öffentlichen Dienst zu übernehmen. Ganz allgemein sind die Volksrechte das wichtigste Gut in unserer staatlichen Gemeinschaft und es gilt, sie ohne Wenn und Aber zu schützen.

Ein wichtiges Element in der Politik und dem Zusammenleben in Liechtenstein ist die Selbstverantwortung der Einwohnerschaft. Das Streben nach Glück und erfülltem Leben wird vom Staate nach Kräften unterstützt. Es ist aber dem Einzelnen überlassen, das Beste daraus zu machen. In unserem Land kennt man keine bittere Armut mehr, keinen Hunger und nur ganz geringe Arbeitslosigkeit. Selbstverwirklichung ist also in hohem Masse möglich. Wir haben wirklich guten Grund, glücklich zu sein.

Das bringt mich auf die Feiern zu «100 Jahren Zollanschlussvertrag» zwischen der Schweiz und Liechtenstein. Der Zollvertrag und viele Folgeabkommen sind wesentliche Grundlagen für die beinahe märchenhafte Entwicklung unseres Landes. Wohlstand, Sicherheit, Bildungschancen und Freiheit sind die heutigen Symbole unseres Staatswesens. Wir wollen daher das Jubiläum «100 Jahre Zollanschlussvertrag» mit Dankbarkeit und Würde feiern.

Zum Schluss wünsche ich Ihnen viel Energie für eine erspriessliche Zusammenarbeit. Erfolgreiches Miteinander hängt nicht von geänderten Paragrafen ab, sondern vom Willen jedes und jeder Einzelnen. Wenn wir uns im Klaren darüber sind, was uns wichtig ist für dieses Land und welche Spuren wir hinterlassen wollen, so werden wir uns fragen, wie wir unsere Ziele am besten erreichen können. Effiziente und vertrauensvolle Zusammenarbeit dürfte der erfolgreichste Weg sein.

 

Geschätzte Damen und Herren,

Ich wünsche Ihnen Inspiration, Kraft und Gottes Segen für eine erfolgreiche Tätigkeit im Dienst der Volkswohlfahrt.