Geschäfts- und Revisionsbericht 2017 des Liechtensteinischen Landesspitals (Nr. 28/2018)
Landtagspräsident Albert Frick
Wir kommen zum letzten Geschäftsbericht, zu Traktandum 21: Geschäfts- und Revisionsbericht 2017 des Liechtensteinischen Landesspitals. Der Bericht Nr. 28/2018 steht zur Diskussion.Abg. Susanne Eberle-Strub
Besten Dank für das Wort, Herr Präsident. Eigentlich hätte das Landesspital 2017 Grund zum Feiern gehabt: Es wurde 125 Jahre alt. Doch aufgrund der Abwanderung umsatzstarker Belegärzte zur Medicnova-Klinik in Bendern begann das Jubiläumsjahr nicht sehr erfreulich. Die Negativspirale im Bereich der Fallzahlen setzte sich fort: Gegenüber 2'184 im Jahr 2016, wurden 2017 noch 1'582 Patienten stationär behandelt. Im ambulanten Bereich verringerte sich die Zahl von 10'833 Fällen im Jahr 2016 auf 9'566 im Jahr 2017. Schlussendlich musste das Landesspital beim Landtag um einen Nachtragskredit von CHF 2,5 Mio. ansuchen, welcher nebst der Liquiditäts- auch der Eigenkapitalsicherung diente. Die bauliche Situation des Landesspitals darf ebenfalls nicht ausser Acht gelassen werden. Der Stiftungsrat hat entsprechende Vorarbeiten für eine zweite Sanierungsetappe geleistet und ein Projekt ausgearbeitet. Ob der Landtag einen diesbezüglichen Beschluss fassen muss, wird sich weisen. 2017 wurde das bisherige Belegarztsystem auf ein Hybridsystem umgestellt, das heisst, auf festangestellte Ärzte und Belegärzte, die auch wichtige Zuweiser für das Landesspital sind. Erfreulich ist, dass ein Liechtensteiner Arzt im Bereich Allgemeinchirurgie und Traumatologie angestellt werden konnte. Das Landesspital erfüllt die Qualitätsanforderungen des sogenannten Zürcher Modells nicht zuletzt auch wegen der Einführung des Chefarztmodells in der Anästhesie. Und das Landesspital ist auch die einzige Institution in Liechtenstein, die einen 24-Stunden-Notfalldienst anbietet. Die erfolgreiche Kooperation mit dem Kantonsspital Graubünden wird weitergeführt und aufgrund von Gesprächen am Landtagsforum im Mai dieses Jahres denke ich, dass beide, Landesspital und Kantonsspital Graubünden, davon profitieren. Weitere Kooperationen bestehen mit der Liechtensteinischen Zahnärzte Gesellschaft und mit der Diabetes-Gesellschaft Glarus-Graubünden-Liechtenstein. Hier werden auch regelmässige Sprechstunden im Landesspital durchgeführt. Die neue Spitaldirektorin, Sandra Copeland, die am 1. März 2018 ihre Arbeit am Landesspital begonnen hat, hat das Projekt «FUTURA» initiiert. Hier werden Korrekturen auf operativer Ebene vorgenommen, da die heutigen Strukturen nicht zukunftsträchtig sind. Durch die Verdichtung der Inneren Medizin und Chirurgie im zweiten Obergeschoss werden die Teams zusammengeführt, das Arbeiten wird produktiver und die frei gewordenen Räume im ersten Obergeschoss können für eine ambulante Station, Tagesklinik und Büros genutzt werden. Diese Strategie ist sicherlich notwendig. Ein wichtiger Punkt dabei ist, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sehr gut informiert werden, denn durch diese Verdichtung kann ein Stellenabbau nicht ausgeschlossen werden. Das Vorhaben Akutgeriatrie soll umgesetzt werden, was ich sehr begrüsse. Dazu braucht es jedoch eine gut funktionierende Innere Medizin und Chirurgie. Ebenfalls sollen auch Leistungen im Bereich der Frauenmedizin angeboten werden, zum Beispiel Vor- und Nachsorge bei Geburten, und das neue Ambulatorium wurde in Betrieb genommen, wo auch Spezialsprechstunden mit Konsiliarärzten stattfinden. Ein Grund für die Beibehaltung des Landesspitals ist für mich einerseits das Angebot als Ausbildungsstätte. Die Anzahl Lernende in den Bereichen diplomiertes Pflegepersonal, Fachfrau/-mann Gesundheit, Praktikanten, Verwaltung und Hauswirtschaft ist von zwölf auf 13,77 Stellen angestiegen - ein Angebot, das für unsere Jugendlichen aufrechterhalten werden muss. Andererseits kann das Landesspital Unterassistentenstellen anbieten und Assistenzärzte können ihr Ausbildungsjahr im Rahmen ihrer Facharztausbildung anrechnen lassen. Und was auf keinen Fall vergessen werden darf: Das Landesspital ist Arbeitsplatz von 179 Personen. Trotz dieser für das Wohl der Patienten durchgeführten Massnahmen und Erneuerungen weist die Jahresrechnung 2017 einen Verlust von CHF 400'000 gegenüber einem Verlust von CHF 64'000 im Vorjahr auf. Dies vor allem aufgrund des starken Fallrückgangs im stationären wie auch im ambulanten Bereich. Aufgrund des Jahresberichtes habe ich noch einige Fragen an den Gesundheitsminister: Wie im Jahresbericht zu lesen ist, wurden Verhandlungen zwischen der Spitalleitung und dem Gesundheitsministerium über die gemeinwirtschaftlichen Leistungen aufgenommen. Das Ziel sei es, die Abgeltung der gemeinwirtschaftlichen Leistungen auf vergleichbarem Niveau wie bei den Nachbarspitälern abzuschliessen. Wie setzen sich die gemeinwirtschaftlichen Leistungen zusammen? Wie hoch ist der Betrag? Und warum hat das Landesspital nicht die gleiche Abgeltung wie die Nachbarspitäler? Interpretiere ich die Erfolgsrechnung richtig, heisst das, die Position «Besoldungen» im Betrag von CHF 14 Mio. - CHF 500'000 weniger als 2016 - beinhaltet alle angestellten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter plus die festangestellten Ärzte plus die Entschädigung von Spitalleitung und Stiftungsrat? Die Position «Arzthonorare» im Betrag von CHF 1,2 Mio. - CHF 2,5 Mio. weniger als 2016 - beinhaltet die Kosten für die Belegärzte? Der Grundversorgungsauftrag, den das Landesspital innehat, ist für mich von wesentlicher Bedeutung und nicht zu unterschätzen. Ich bin der Meinung, dass wir uns ein Spital für die Grundversorgung leisten sollen und können. Ich danke allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Landesspitals herzlich für ihre Arbeit und ihr Engagement, was sie täglich allen Patientinnen und Patienten zukommen lassen. Ebenfalls ein Dankeschön an den Stiftungsrat, die Spitalleitung und speziell an Karl-Anton Wohlwend, der sich bereit erklärt hat, die Spitalleitung in einer schwierigen Zeit zu übernehmen. Gleichzeitig wünsche ich der neuen Spitaldirektorin Sandra Copeland viel Energie, Motivation und Freude bei ihrer herausfordernden Arbeit. Vielen Dank.Landtagspräsident Albert Frick
Vielen Dank.Abg. Mario Wohlwend
Danke, Herr Präsident. Geschätzte Damen und Herren Landtagsabgeordnete, geschätztes Mitglied der Fürstlichen Regierung. Verschiedene Winde haben im letzten Jahrzehnt auf das Landesspital eingewirkt, zum Teil war es alles andere als ein lauwarmes Lüftchen. Deshalb zolle ich den Mitarbeitenden grössten Respekt, weil sie eine karstige und unsichere Zeit erleben mussten und sie trotzdem ihre Leistung zum Wohle der Patienten erbringen. Zuerst werde ich ein paar Worte zu Ist-Situation verlieren: Die Fallzahlen, welche wir schon von der Abg. Susanne Eberle-Strub gehört haben, sind beim Liechtensteinischen Landesspital gesunken. Die Verantwortlichen haben sich im hohen Mass verkalkuliert. Diese Situation wird sich mit den bevorstehenden über CHF 100 Mio. für den Spitalneubau in Grabs und Leistungs- und Strukturentwicklungen in der Schweizer Spitallandschaft sogar noch weiter zuspitzen, wenn die Grundversorger nicht an einem Strick ziehen. Im Geschäftsbericht des Landesspitals habe ich einige Highlights gefunden: Trotz den schwierigen Umständen konnte das Landesspital bezüglich des Leistungsauftrags stabil gehalten werden und mit zahlreichen Massnahmen wurde an der Verbesserung der Situation gearbeitet. Das Liechtensteinische Landesspital führte in den letzten Jahren diverse Projekte in den Themen Digitalisierung, Lean Management, Qualitätssicherung und -steigerung durch. Jeder Projektabschluss bedeutet dabei die Überführung in eine institutionalisierte Form: «Plan, Do, Check, Act». Diese konsequent umgesetzte Vorgehensweise kenne ich auch von meinem Arbeitgeber. Auch wurde eine aktive Aus- und Weiterbildung praktiziert. Der Supportbereich wurde neu gemeinsam unter eine Leitung gestellt. Dies mit dem Ziel, die Interessen in diesem Bereich zu bündeln. Es wurden verschiedene Optimierungsarbeiten durchgeführt, wie zum Beispiel die Verpflegung, welche zu einer Erhöhung der Patienten- und Mitarbeiterzufriedenheit geführt haben. Gestern Mittag konnte ich mich selbst von diesem Angebot überzeugen lassen.Fachthemen werden der Bevölkerung kostenlos in einer Vortragsreihe präsentiert. Ebenfalls sind die zahlreichen Statistiken sehr aufschlussreich: Bis auf wenige Bereiche sind die Zahlen sinkend. Die Fallzahlen «Ambulant», wie vorher schon genannt, sind von 10'833 ist auf 9'566 gesunken. Die Fallzahlen «Stationär» sind von 2'184 auf 1'582 gesunken. Auch die «Pflegetage» sind von 12'660 auf 10'096 gesunken. Die Ausnahme bildet die Anzahl geröntgter Organe, welche von 2'669 auf 3'138 - komischerweise - angestiegen sind. Ausserdem ist die Anzahl Ärzte gestiegen: Mit Robert Vogt konnte sicherlich eine kompetente Person gefunden werden, welche gemäss dem Bericht das Leistungsangebot des Spitals erhöht und daher als Investition zu sehen ist. Dies ist vermutlich auch der Grund, dass allgemeinchirurgische Operationen gestiegen sind. Die gesunkenen Fallzahlen haben dann auch trotz dem Darlehen vom Land für ein defizitäres Jahresergebnis von rund CHF 436'000 gesorgt. In der Zukunft sollen neben der Vorsorge und Nachsorge bei Geburten weitere frauenmedizinische Angebote geschaffen werden. Allerdings habe ich im Geschäftsbericht auch Verbesserungspotential geortet: Der Begriff «Qualität» wurde 20 Mal verwendet. Allerdings konnte ich die Qualitätskennzahlen zu den entsprechenden Indikatoren wie zum Beispiel das Resultat der Mitarbeiter- und Patientenumfrage, die Pflegequalität, vermeidbare Wiedereintritte durch Rückfälle, Personaldichte pro 100 Patienten, Umgang mit kritischen Zwischenfällen, Beschwerden und Wünsche von Patienten etc. nicht finden. Die einzige Qualitätszahl, welche ich finden konnte, war die chirurgische Komplikationsrate, die mit 0,6% ausgewiesen wurde. Die mittlere Komplikationsrate bei laparoskopischen Operationen liegt international bei 13%.Nachdem die Qualität der Gesundheitsversorgung nicht direkt beobachtet und gemessen werden kann, ist für mich der Nachweis für diese messbaren Grössen zur Zielüberprüfung nicht unwesentlich. Es wird zwar ausgeführt, dass sie bei der Swissnoso Mitglied sind, ich bin aber überzeugt, dass, wenn dieser Prozess besser, transparent wird, in diesem Bereich Fortschritte gemacht werden. Allerdings müssen die Zuweiser und Patienten auch davon überzeugt werden. Ganz nach dem Motto «Tu Gutes und sprich davon». Leider sind die Bestrebungen bei den Zuweisern und Patienten noch nicht angekommen und es herrschen immer noch persönliche Befindlichkeiten vor. Neben der Sachebene gibt es auch die Beziehungsebene, auch emotionale Ebene genannt, welche gerade auch bei den negativ eingestellten Personen durch Gespräche abzuholen ist. Gerade deshalb resultieren die weniger erfreulichen Zahlen. Konkurrenzstrategien führen unweigerlich zu Kosten- und Mengenausweitungen. Daraus resultiert eine weitere massive Mehrbelastung der Prämien- und Steuerzahler, welche zu vermeiden ist. Dieser Punkt wurde gestern mehrheitlich im Landtag bestätigt.Durch die stetige Zunahme an Komplexität der Fälle gilt es, die unterschiedlichen Leistungen von unterschiedlichen Leistungserbringern zu koordinieren. Das Landesspital ist und bleibt eine wichtige Dreh-scheibe in der medizinischen Versorgung, die optimal mit anderen Institutionen wie zum Beispiel der LAK, den Hausärzten, den Psychologen, den Belegärzten, den Krankkassen und Familienhilfen vernetzt ist. Nur ein Miteinander im Rahmen einer gesundheitspolitischen Gesamtstrategie bringt unser Gesundheitssystem als Ganzes weiter. Der Leistungsauftrag des Liechtensteinischen Landesspitals muss sich in eine ganzheitliche Gesundheitsversorgung einfügen. Ausserdem sollten die Kosten für die jeweiligen Leistungen transparent sein. Auf dieser Grundlage muss der Staat entscheiden, welche Leistungen er sich leistet. In diesem Zusammenhang hätte ich mir auch die Fakten zu den Sanierungsetappen des Landesspitals gewünscht. Mit dem Profi, Sandra Copeland, in der Funktion als Spitaldirektorin weht nun seit März 2018 gemäss dem Hörensagen ein anderer Wind. An dieser Stelle möchte es nicht unterlassen, dem Spitaldirektor, Karl-Anton Wohlwend, ad interim für seinen Einsatz in einer nicht einfachen Zeit zu danken. Allerdings braucht das Landesspital dringliche Entscheide von der Politik. Somit bitte Vollgas, Herr Minister Mauro Pedrazzini. Besten Dank.Landtagspräsident Albert Frick
Vielen Dank.Stv. Abg. Helen Konzett
Danke für das Wort, Herr Präsident. Nachdem wir das Thema LLS bereits ausführlich diskutiert haben, beschränke ich mich auf einige mir wesentlich erscheinende Aussagen im Landesspital-Geschäftsbericht 2017. Der Stiftungsratspräsident spricht von einem, ich zitiere, anspruchsvollen Jubiläumsjahr «mit Rückschlägen aber auch erfreulichen Highlights.» Der härteste Schlag war zweifellos der Weggang der umsatzstärksten Belegärzte im Bereich der Chirurgie am Anfang des Jahres. Leider wird auf dieses Ereignis nicht näher eingegangen und es werden auch keine Erklärungen dafür geliefert. Er zeigt aber eindringlich auf, wie fragil die gegenwärtige Spitalsituation ist. Denn es führte - verbunden mit einem Rückgang der Zuweisungen für ambulante medizinische Leistungen im Bereich der Radiologie - unweigerlich zu hohen Ausfällen in der Belegung des Landesspitals: Die stationären Fallzahlen verringerten sich um 27%, jene im ambulanten Bereich um 11%. Einzig die Notfälle blieben stabil. Die Erfolgsrechnung auf der Seite 37 widerspiegelt die schwierige Situation, in der sich das LLS im vergangenen Jahr befand. Um die dadurch entstandenen finanziellen Löcher zu schliessen, musste der Landtag im Herbst einen Zusatzkredit in der Höhe von CHF 2,5 Mio. sprechen. Nur aufgrund dieser Finanzspritze konnte die Jahresrechnung einigermassen ausgeglichen gehalten werden. Der noch verbliebene Verlust von CHF 400'000 ging zulasten des Eigenkapitals des LLS. Da die Fraktion der Freien Liste bereits seit Jahren die zunehmende Konkurrenzstrategie mit Gesamtblick auf unsere regionale Spitallandschaft nicht nachvollziehen kann, lehnten wir den obengenannten Zusatzkredit ab. Um dem hohen Fallrückgang zu begegnen, wurde das Landesspital strukturell umgebaut, nämlich vom Belegarztsystem in ein sogenanntes Hybridmodell, ein Chefarztsystem mit zusätzlichen Belegärzten. Im vergangenen Jahr wurden drei weitere Arztstellen geschaffen. Aktuell sind gemäss Geschäftsbericht am LLS 15 Ärzte angestellt. Wie lange kann das gutgehen, wenn man diese Zahl den Patientenzahlen gegenüberstellt? Im Jahr 2016, also noch vor dem Medicnova-Schock, waren es 2'184 Fälle, im vergangenen Jahr nur noch 1'582. Auch wenn das LLS wieder auf die Fallzahlen von 2016 käme, ist es damit noch immer weit entfernt von den 4000 bis 5000 Fällen, die gemäss des vorliegenden Gutachtens für die wirtschaftliche Führung eines Grundversorgungsspitals benötigt werden und auch für die Qualität eine Rolle spielen. Auch wenn sowohl der Stiftungsrat als auch Spitalleitung immer wieder darauf hinweisen, dass das LLS auch mit 2'500 Fällen wirtschaftlich geführt werden kann, so bleiben mir doch grosse Zweifel - auch hinsichtlich der Qualität. Und was in einem abgelegenen Tal in Graubünden vielleicht funktioniert, oder aus versorgungstechnischen Gründen einfach zu funktionieren hat, muss noch lange nicht in unserer so gut versorgten Rheintalregion funktionieren und Sinn machen. Im Bericht wird immer wieder auf die erfolgreiche vertikale Kooperation mit dem Kantonsspital Chur verwiesen sowie auf weitere Kooperationen, wie die Radiologie Südost oder die Liechtensteinische Zahnärzte Gesellschaft. Dass es mit dem für unser Land doch wichtigen Regionalspital Grabs keine irgendwie geartete Kooperation gibt, zeigt meines Erachtens deutlich auf, dass die aktuelle Spitalstrategie Liechtensteins an der Realität vorbeizielt. Es herrscht knallharter Wettbewerb. Der Leitsatz «Kooperation ist der Schlüssel zum Erfolg», wie auf der Seite 14 formuliert, bekommt in diesem Zusammenhang für mich einen bitteren Beigeschmack. Im Jahre 2017 gab es einige personelle Wechsel sowohl in der Geschäftsleitung als auch in den Leitungen «Pflege» und «Services». Obwohl sie gemäss Bericht gut vollzogen und nachbesetzt werden konnten, bleiben doch immer Fragen nach dem «warum» zurück. Dafür verlängerte der seit Dezember 2016 tätige Spitaldirektor ad interim seine interimistische Anstellung über das ganze Jubiläumsjahr, wofür ich ihm meine Anerkennung und meinen Dank ausspreche. Weiters wird die Bausubstanz des LLS erwähnt: Trotz Teilsanierungen entspricht es nicht mehr den Anforderungen eines modernen Spitals. Neben der Sanierung des Spitalgebäudes in Vaduz wird eine seit einigen Monaten diskutierte Zusammenarbeit beziehungsweise Fusion mit der Privatklinik Medicnova und ein Umzug in deren neues Gebäude in Bendern in Erwägung gezogen. Dies haben wir ja bereits zur Genüge diskutiert, die diesbezüglichen Kosten kennen wir aber überhaupt nicht. Für einen sachlichen Entscheid über das weitere Vorgehen sind sie meiner Meinung nach unerlässlich und gehören auf den Tisch.Der Geschäftsbericht 2017 des LLS beinhaltet schliesslich ein Zitat von Willy Brandt: «Der beste Weg, die Zukunft vorauszusagen, ist, sie zu gestalten.» Diesem Zitat kann ich nur zustimmen, im Besonderen auch bei der Frage, wie die Spitallandschaft Liechtensteins gestaltet werden soll, sodass sie den Einwohnerinnen und Einwohnern in Liechtenstein einen wirklichen Mehrwert bietet. Ein Beibehalten des Status quo allein aus souveränitätspolitischen Gründen oder als Beweis der Identifikation mit dem Land oder aus Gewohnheitsgründen ist für mich fahrlässig. Mir scheint, dass das Landesspital momentan stark auf diese Schiene setzt, wenn ich zum Beispiel die Titelseite des Leistungsspektrums anschaue: «Dein Land. Dein Spital.» Solche emotionalen Aussagen stören eine sachliche Diskussion anhand von Fakten und Zahlen enorm - zumal diese Zahlen und Fakten gar nicht vorliegen - und machen die ganze Spitaldiskussion noch schwieriger.Zum Schluss danke ich den Verantwortlichen für die Erstellung des informativen Geschäftsberichtes. Den Verantwortlichen des LLS und allen seinen mitarbeitenden Ärzten, Pflegepersonen und Servicekräften gilt trotz aller kritischen Äusserungen mein Dank für den herausfordernden und engagierten Einsatz im Dienste ihrer Patienten. Danke schön. Landtagspräsident Albert Frick
Vielen Dank.Abg. Günter Vogt
Danke, Herr Präsident. Besten Dank an das Landesspital für den vorliegenden Jahresbericht, der uns einen sehr guten Einblick in die Tätigkeiten und die Herausforderungen im Berichtsjahr gibt. Es wurde gelobt, es wurde viel kritisiert und wie vom interimistischen Spitaldirektor auch erwähnt, immer stets beobachtet und beurteilt. Ich denke mir, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie die verantwortlichen Organe haben sicherlich eine gute Arbeit unter nicht immer ganz einfachen Begleitumständen geleistet. 2017 war für das Landespital auch ein Jubiläumsjahr. 125 Jahre wären ein guter Grund gewesen, einmal innezuhalten und diese Jahre Revue passieren zu lassen. Aufgrund der angespannten Lage wurde anscheinend auf grössere Feierlichkeiten verzichtet. 2017 begann wenig erfreulich. Die Folgen von dem Weggang der umsatzstärksten Belegärzte im Bereich Chirurgie wurden schon von meinen Vorrednern mehrfach erwähnt. Die mit diesem Rückgang der Fallzahlen verbundenen, auch finanziellen Folgen waren gravierend und der Landtag hatte für das Berichtsjahr auch eine Zusatzfinanzierung von CHF 2,5 Mio. ausgesprochen. Dass ein solcher Export im Bereich der Grundversorgung einfach zur Kenntnis genommen und keine begleitenden Massnahmen geschaffen werden, ist für mich unverständlich. Dazu kommt, dass dieser Export der Grundversorgung in die benachbarte Schweiz uns noch teurer zu stehen kommt, als dies im eigenen Land der Fall wäre. Hier gilt es auch zu beanstanden, dass eine gewisse Zuweisung prioritär ins Ausland erfolgt, welche eigentlich auch bei uns ausgeführt werden könnte. Ein solcher Export ist in der benachbarten Schweiz praktisch nicht denkbar. Dass wir auf eine regionale Grundversorgung angewiesen sind ist auch aufgrund der heutigen Diskussion unbestritten. Wenn aber Zuweisungen gezielt gesteuert werden, müssen Regulierungen wohl auch mit dem Blick auf unsere Prämien - irgendwann - folgen. Die Bausubstanz wird im Bericht auf Seite 8 erwähnt: Es wird ausgeführt, dass ein Sanierungsbedarf vorhanden ist. Dafür ist auch ein weiterer Kredit geplant. Die Politik habe alternative Lösungsansätze mit der Medicnova ins Spiel gebracht. Ich sehe hier keine Lösung in Sicht, welche sich zudem auch noch politisch tragfähig und gut verkaufen lassen würde. Ein weiteres Zögern gilt es, meiner Ansicht, zu vermeiden.Auf Seite 9 wird erwähnt, dass eine Geburtenabteilung aufgrund der niedrigen Fallzahlen kein Thema im Landesspital sei. Dazu habe ich im Traktandum 4 zur Beantwortung der Interpellation der gesundheitspolitischen Gesamtstrategie meine Ansicht auch schon kundgetan. Ich begrüsse auch die Ausführungen auf Seite 12 zum Versorgungsauftrag für die Grundversorgung in Liechtenstein. Es gilt hier, auch eine mögliche Versorgung bei Grossereignissen zu beachten. Eine Grundversorgung nicht im eigenen Land zu haben, ist für mich eine staatspolitische Bankrotterklärung. Dass wir diese Grundversorgung nicht zu einem Nulltarif erhalten, ist meiner Ansicht nach auch allen hier drin bewusst. Die chirurgische Notfallabdeckung wird seit der Etablierung eines Hybridmodelles im Jahr 2016, nun durch einen chirurgischen 24-Stunden-Dienst mit festangestellten Fachärzten ausgeführt. Hier ist die Einhaltung der Qualitätsvorgaben mit grosser Priorität weiterzuverfolgen. Dass Investitionen, wie auf Seite 21 ausgeführt, nur durch intensive Bemühungen und Sachspenden einer liechtensteinischen Stiftung möglich geworden waren, welche eine intensivere Betreuung der operierten Patienten gewährleisten - diese Aussage gibt mir schon zu denken. Zu begrüssen ist auch die Bereitschaft im Bereich der Ausbildung zu einer Kooperation zum Beispiel mit der Wirtschaftskammer. Die auf Seite 34 ausgeführten hohen Fixkosten beim Personalanteil von 64%, widerspiegeln den Handlungsbedarf zum Rückgang der Fallzahlen und zum «FUTURA»-Projekt des Liechtensteinischen Landesspitales. Ebenso gilt es, den Rückgang der flüssigen Mittel weiterhin im Auge zu behalten. Seitens der Spitalführung besteht der Wunsch, das bestehende Darlehen des Landes von CHF 2,3 Mio. - welches die Bilanz belastet - in ein Dotationskapital umzuwandeln. Dies würde meiner Ansicht auch Sinn ergeben. Der informative Jahresbericht enthält überdies weitere interessante Angaben hinsichtlich Fallzahlen, Pflegetage, Anzahl Eingriffe und Personal. Besten Dank dafür. Zum Schluss danke ich dem Stiftungsrat, der Spitalleitung und vor allem auch allen Mitarbeitenden des Landesspitals für ihre tägliche Arbeit zum Wohle der Bevölkerung. Danke.Landtagspräsident Albert Frick
Vielen Dank.Abg. Thomas Lageder
Besten Dank, Herr Präsident. Ich möchte eigentlich nur eine kleine Frage zu der Seite 48 respektive dann vor allem Seite 49 stellen. Der Abg. Mario Wohlwend ist auch schon darüber gestolpert: Er hat das, was ich jetzt ausführen werde, mit dem Wort «komisch» bezeichnet und das finde ich auch.Auf der Seite 48 werden die Notfälle ausgeführt: 2016 waren es 8'200, 2017 noch 7'500. Dann, die ambulanten Fälle: 2016 - 18'800, 2017 - 9'600. Die stationären Austritte: 2016 - 2'184, 2017 - 1'582. Und die Pflegetage: 2016 - 12'700 und 2017 - rund 11'000. Nun auf der Seite 49, unten, sehen wir die total geröntgten Organe, die eben komischerweise von 2'669 auf 3'138 gestiegen sind, und von 2'452 auf 2'659 auch die Anzahl Fälle. Nun die Frage: Gibt es hierfür eine logische Erklärung im Sinn der Behandlung oder muss man davon ausgehen, dass es einfach angebotsinduzierte Nachfrage ist oder es sich - in ihren Worten - hier um «Power-Selling» handelt? Das würde mich interessieren, denn diese Zahlen stehen nun wirklich sehr quer in der Landschaft. Danke.Landtagspräsident Albert Frick
Vielen Dank.Regierungsrat Mauro Pedrazzini
Danke, Herr Präsident, für das Wort. Danke für die wohlwollende Aufnahme des Jahresberichts des Landesspitals. Das Jahr 2017 war wahrlich kein sehr angenehmes Jahr für das Landesspital. Ich möchte nicht mehr die ganze Diskussion aufwärmen, aber daran erinnern, dass wir im Herbst 2017 hier in diesem Saal doch einige Diskussionen hatten und letztlich auch CHF 2,5 Mio. für 2017 sprechen mussten, sonst wäre es nicht mehr möglich gewesen, die Löhne des ganzen Jahres zu zahlen. In diesem Sinne nochmals besten Dank für ihre Unterstützung letzten Herbst, das war wirklich nötig.
Die Abg. Susanne Eberle-Strub hat nach den gemeinwirtschaftlichen Leistungen gefragt und wie sie sich zusammensetzen: Die gemeinwirtschaftlichen Leistungen betrugen insgesamt CHF 3,1 Mio. und sie bestanden aus Vorhalteleistungen von CHF 1,2 Mio. Vorhalteleistungen sind einfach diese Leistungen, die bezahlt werden müssen während die Personen, die dort arbeiten, nicht ausgelastet sind. Es gibt auch einige Regierungsaufträge oder gesetzliche Aufträge im Umfang von rund CHF 740'000. Das sind: der landesweite Notfalldienst, das ist 230 30 30, der Hausnotruf oder auch die Notarztbegleitung der Rettungsfahrzeuge des Liechtensteinischen Roten Kreuzes. Dann werden andere, nicht medizinische Dienstleistungen wie zum Beispiel Katastrophen- und Epidemievorsorge, Medikamentensammelstelle, Aufbahrungsraum oder Gefangenenzimmer für das Land zur Verfügung gestellt und mit rund CHF 74'000 abgegolten. Dann gibt es eine Abgeltung der Entschädigung des Mehraufwandes aufgrund des Standortes von rund CHF 1,1 Mio.: Das sind Sozialleistungen und die zusätzlichen Feiertage, die, im Vergleich zu den Feiertagen in der benachbarten Schweiz, zu zusätzlichen Feiertagszuschlägen führen.Im letzten Jahr wurden, wie ich schon ausgeführt habe, noch CHF 2,5 Mio. zusätzlich ausbezahlt, um die Liquidität zu sicher. Dann haben sie die Frage gestellt nach den Besoldungen: Die «Besoldungen» sind sämtliche Besoldungen, die bezahlt werden, inklusive die «Sozialleistungen» eine Zeile darunter. Und die dort aufgeführten «Arzthonorare», wieder eine Zeile darunter, sind die Auszahlungen an die Belegärzte. Die sind sehr, sehr viel geringer als in den Vorjahren: Diese Summe lag einmal fast bei CHF 5 Mio., wenn ich mich richtig erinnere. Das hat also ziemlich abgenommen.Der Abg. Mario Wohlwend hat mich gebeten Vollgas zu geben: Das werde ich sicher tun.Die stv. Abg. Helen Konzett hat weitere Zahlen angemahnt, um einen sachlichen Entscheid über das weitere Vorgehen treffen zu können: Ja, das habe ich gestern schon versprochen. Wir prüfen verschiedene Varianten und werden diese dann bewerten und dann weitere Entscheidungen treffen, wie wir weiter vorgehen beziehungsweise welche Anträge das Ministerium bei der Regierung beziehungsweise die Regierung beim Landtag dann zu stellen hat.Der Abg. Thomas Lageder vermutet «Power-Selling» und angebotsinduzierte Nachfrage in den Zahlen auf Seite 49: Ich vermute eher Schwankungen, weil wenn es angebotsinduzierte Nachfragen wären, dann hätten auch die MRI-Fälle, wo das Angebot immer noch gleich gross ist, nicht so abgenommen, sondern eher zugenommen. Ich denke, das sind einfach Schwankungen, die sich ergeben. Was allerdings keine Schwankung ist, sind die Zahlen auf Seite 48: Das ist ein klarer Rückgang der Fallzahlen, der in allen Bereichen beobachtet werden konnte. Und das ist auch ein Teil der Schwierigkeit, in der wir derzeit stecken. Wie gesagt, ich habe keine medizinische Erklärung für diese Zahlen, sondern ordne die eben einer Schwankung zu - wobei für die anderen Zahlen, die nach unten geschwankt haben, habe ich Erklärungen. Danke schön.Landtagspräsident Albert Frick
Vielen Dank. Keine weiteren Wortmeldungen? Damit haben wir den Geschäfts- und Revisionsbericht 2017 des Liechtensteinischen Landesspitals zur Kenntnis genommen und wir haben Traktandum 21 erledigt. Wir machen jetzt 30 Minuten Pause.Die Sitzung ist unterbrochen (von 19:10 bis 19:40 Uhr).
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