Interpellation zur Ökologisierung der Landwirtschaft in Liechtenstein der Abgeordneten Georg Kaufmann, Thomas Lageder und Patrick Risch vom 2. Oktober 2017
Landtagspräsident Albert Frick
Wir kommen zu Traktandum 4: Interpellation zur Ökologisierung der Landwirtschaft in Liechtenstein der Abgeordneten Georg Kaufmann, Thomas Lageder und Patrick Risch vom 2. Oktober 2017. Wird seitens der Interpellanten das Wort gewünscht? Abg. Patrick Risch
Guten Morgen. Vielen Dank für das Wort, Herr Präsident. Mit der Interpellation zur Ökologisierung der Landwirtschaft in Liechtenstein möchten wir von der Freien Liste ein paar Fragen an die Regierung richten. Fragen, deren Beantwortung aus dem letzten Agrarbericht nicht beantwortet werden können. Zu den Fragen: - Welche Förderungen bestehen heute für die Landwirtschaft und welche Wirkung soll mit jeder einzelnen Förderung pro Jahr oder bis zu einem gesetzten Zeitpunkt erzielt werden?
- Auf welche Weise wird heute die Wirkung der einzelnen Förderungen geprüft?
- Ausgehend vom heutigem Förderungsmodell der heimischen Landwirtschaft, wie hoch wären die Kosten für den Staat, wenn alle Betriebe (mit Einbezug von RAUS, BTS etc.) auf die Richtlinien von Bio Suisse umstellen würden?
- Wie hat sich die landwirtschaftliche Fläche in Bezug auf die Grösse (ha) in Liechtenstein seit 1980 verändert? Wie sieht das Verhältnis der geförderten Fläche zur nicht geförderten Fläche seit dem Jahr 1980 aus? (Bitte jeweils das Berggebiet gesondert zum Talgebiet ausweisen).
- Welche Pflanzenschutzmittel (Pestizide, Herbizide und andere) wurden in welchen Mengen 2008 und 2016 in der Landwirtschaft in Liechtenstein ausgebracht? Hier auch bitte getrennt für biologische Landwirtschaft und andere, also Landwirtschaft mit ökologischem Leistungsnachweis oder IP, getrennt ausweisen.
- Wie viel Dünger wurden 2008 und 2016 auf den liechtensteinischen Landwirtschaftsflächen ausgebracht? Wie hoch war der Anteil von inländischem Dünger in Form von Mist und Gülle?
- Wie hat sich die Bodenfruchtbarkeit seit 2005 entwickelt? (Bitte Indikatoren, Massnahmen und deren Wirkung aufführen.)
- Wie viele zertifizierte Biobetriebe gab es per Ende 2016 (oder per letztem verfügbaren Datum) im Berggebiet und wie viele im Talgebiet?
- Welche Alpen in Liechtenstein werden nach Vorgaben von Bio Suisse bewirtschaftet?
- Wie hoch ist der Bioanteil vom Programm «Regelmässiger Auslauf von Nutztieren im Freien», kurz RAUS, die nach Bio wirtschaften? Bitte hier Anzahl Betriebe und Grossvieheinheiten aufführen.
- Wie hoch ist der Anteil von Betrieben mit besonders tierfreundlicher Stallhaltung, kurz BTS, welche nach Bio wirtschaften? Auch hier bitte Anzahl und Betriebe mit Grossvieheinheiten aufführen.
- Wie präsentiert sich derzeit der Markt für biologische Agrarprodukte?
- Wie viel der in Liechtenstein produzierten, biologischen Agrarprodukte können in Liechtenstein vermarktet werden und welcher Anteil geht ins Ausland und wohin?
Hier noch eine kurze Begründung für unsere Interpellation: 2004 hat sich Liechtenstein ein landwirtschaftliches Leitbild gegeben, in welchem die Eckpunkte für eine zukunftsgerichtete Landwirtschaft dargelegt werden. Im Jahr 2008 hat der Landtag das derzeit geltende Landwirtschaftsgesetz verabschiedet, welches auf den Grundsätzen des obengenannten Leitbildes basiert. Am 9. Juni 2016 wurde der agrarpolitische Bericht mit der Nr. 51/2016 im Landtag diskutiert und zur Kenntnis genommen. Die Landwirtschaft erbringt wichtige Leistungen für das Allgemeinwohl, dazu zählen auch die nachhaltige Bewirtschaftung und der Erhalt der Biodiversität sowie die Wahrung des Tierwohls. Für diese Leistungen erhalten Landwirte Förderungen vom Staat. Diese Förderungen sind vielschichtig und die Art der Förderung wirkt sich direkt auf die Anzahl, Struktur und Produktionsweise der Landwirtschaftsbetriebe in Liechtenstein aus. Mit dieser Interpellation soll eruiert werden, wo Liechtensteins ökologische Landwirtschaft steht und wie es um die Biodiversität, Bodenqualität und Fruchtbarkeit der landwirtschaftlichen Flächen bestellt ist. Ausgehend davon, wie die Entwicklung des letzten Jahrzehnts war, und im Wissen, mit welchen Rahmenbedingungen und Förderungen die Landwirte in Liechtenstein arbeiten, kann das Potenzial einer ökologischen Landwirtschaft besser eingeschätzt werden. Das ist das Ziel dieser Interpellation. Besten Dank. Landtagspräsident Albert Frick
Vielen Dank. Wir werden die Interpellation an die Regierung weiterreichen. Die Regierung wünscht noch das Wort. Regierungsrätin Dominique Gantenbein
Geschätzter Präsident, werte Damen und Herren Abgeordnete, guten Morgen. Als Landwirtschaftsministerin freue ich mich über das Interesse an der Landwirtschaft im Allgemeinen und der ökologischen Landwirtschaft im Speziellen. Wir wissen, dass Liechtenstein Bioweltmeister ist mit einem Bioanteil von 30%, sowohl bei der Anzahl der Betriebe als auch der bewirtschafteten Fläche. Eine weitere Ökologisierung der Landwirtschaft wäre aus Umweltaspekten sicherlich wünschenswert. Es gilt dabei aber auch andere Aspekte zu berücksichtigen. Die Führung eines Landwirtschaftsbetriebes erfordert persönliches Engagement. Dies gilt verstärkt für den Entscheid zur biologischen Betriebsführung. Gerne werden wir Ihnen aufzeigen, wo die ökologische Landwirtschaft in Liechtenstein steht. Entsprechend werden wir die gestellten Fragen, soweit es möglich ist, gerne beantworten. Ich muss allerdings bereits jetzt darauf hinweisen, dass bei einigen Fragen aufgrund der Verflochtenheit des Marktes mit der Schweiz keine exakten Daten für Liechtenstein vorliegen und deshalb Hochrechnungen und Schätzungen vorzunehmen sind. Ich denke aber, dass auch mit teilweise approximativen Aussagen das Potenzial einer ökologischen Landwirtschaft besser abgeschätzt werden kann. Besten Dank.Landtagspräsident Albert Frick
Vielen Dank. Damit haben wir Traktandum 4 erledigt. -ooOoo-